Die Schulter ist anatomisch betrachtet ein sogenanntes „Kugelgelenk“, bei denen die Kugel des Oberarmkopfes mit der Pfanne des Schulterblattes als Einheit zusammenwirkt. Hierbei ist die Kugel relativ groß und die Pfanne relativ klein, wodurch das Schultergelenk anfällig für Verletzungen ist. Unter Instabilitäten im Schultergelenk versteht man die Erkrankungen, bei denen die Kugel des Oberarmkopfes nicht mehr zentriert in der Gelenkpfanne läuft und sich in eine oder mehrere Richtungen eine Instabilität entwickelt. Dieses verursacht Schmerzen und eine Bewegungseinschränkung, im extremsten Fall kann sich sogar eine Schulterausrenkung (Luxation) entwickeln. Häufigste Ursachen sind Sport- oder Hochgeschwindigkeitsunfälle, bei denen die Kugel vollständig aus der Pfanne herausgerenkt wird.
Dieses muss dann schnellstmöglich reponiert, also wiedereingerenkt werden. Im Rahmen dieser Ausrenkung kommt es fast immer zu Einrissen der Gelenklippe (Labrum) und der Gelenkschleimhaut (Kapsel), wodurch dann die anatomischen Strukturen geschädigt sind, welche für die Stabilität des Gelenkes verantwortlich sind.
Die Diagnose wird anhand des vorliegenden Unfallmechanismus, der körperlichen Untersuchung sowie der Bildgebung (Röntgen, MRT, in Ausnahmefällen auch CT) gestellt.
Die Wahl der Therapie richtet sich nach dem Ausmaß der Instabilität und den vorliegenden Begleitverletzungen, insbesondere, ob das Labrum verletzt ist oder nicht. Sollten keine Begleitverletzungen vorliegen, ist ein konservativer Therapieansatz bestehend aus zeitweiliger Ruhigstellung in einer Armschlinge und begleitender Krankengymnastik möglich. Sofern aber Begleitverletzungen vorliegen, sinkt die Wahrscheinlichkeit einer stabilen Ausheilung des Gelenkes erheblich und eine operative, in der Regel arthroskopische Therapieform wird empfohlen. Bei diesen Verfahren wird endoskopisch im Sinne der „Schlüssellochchirurgie“ über kleinste Hautschnitte die vorliegende Begleitverletzung therapiert, das heißt in den meisten Fällen wird das gerissene Labrum wieder an seinem anatomischen Ort angenäht und mit Hilfe von kleinen Knochendübeln (Nahtanker) befestigt. Wenn bereits eine chronische Instabilität vorliegen sollte, sind entsprechend Zusatzeingriffe zum Erzielen der Stabilität notwendig. Diese müssen mitunter offen, also über einen Zusatzschnitt, erfolgen.
Die Dauer der Operation beträgt in der Regel 45-60 Minuten. In der Nachbehandlung wird der Arm für etwa 6 Wochen in einer Armschlinge ruhiggestellt, wobei jedoch früh postoperativ mit krankengymnastischer Therapie begleitend begonnen wird.
Abb.1: Naht Labrum / Abb.2: Einbringen Nahtanker / Abb.3: Abschluss-Naht
Ab der 7. postoperativen Woche wird die Armschlinge weggelassen und das Bewegungsausmaß der Schulter schrittweise erweitert, so dass nach 12 Wochen postoperativ die Schulterfunktion weitestgehend wieder hergestellt ist.
Weiterführende Informationen finden Sie hier (Link zu: OrthoIllustrated.com).